Wandern in Brandenburg, Teil II

Letzten Sonntag, obwohl über ganz Deutschland eine bedrohliche Aschewolke aus Island hing, packte ich meinen Rucksack und setzte mich ins Auto mit dem Ziel Wandlitz bei Berlin. Meine Stimmung steigerte sich, je näher ich dem Barnimer Naturpark kam: am ganzen Horizont keine Spur einer Wolke, geschweige denn einer Wolke aus dem Rachen eines isländischen Vulkans, Gesichter der Fahrer auf der Autobahn und die der Passanten am Wegesrand wurden entspannter – wahrscheinlich dämmerte ihnen langsam, dass die geologischen Geschehnisse der letzten Tage noch lange nicht „Die letzten Tage von Pompeji“ bedeuteten.

Ich parkte an der Wandlitzer Waldsiedlung, ging zum Haus von Erich Honecker, um vor dem Haus festzustellen, dass ich meine kleine Casio daheim vergessen habe. Also weitergehen, auf Fotobeweise meiner kleinen Wanderung musste ich eben verzichten. Der weitere Verlauf meiner Route brachte mich ans Südufer des Liepnitzsees, wo ich als vom Land entrissener Ex-Landei und stadt-geschädigter Neu-Berliner beim Anblick des Sees stehen geblieben bin und mit Euphorie tiefe Atemzüge mit der frischen Luft des Kiefernwaldes machte. Das brachte mir ein leichtes Husten und ein paar komische Blicke seitens der vorbeigehender Wochenendwanderer.

Meine Euphorie wurde leicht gedämpft als ich nach ca 1,5 Stunden meine Borneos zu spüren bekam. Noch machte ich mir aber keine Gedanken. Es drückte nur ein wenig an der breitesten Stelle des Fußes. Weiter ging es Richtung Obersee bei Lanke. In Lanke dann ein scharfer Kurswechsel Richtung Süden in den Wald.  Die nächsten zwei Stunden sah ich keinen einzigen Menschen! Ich weiß: manch einem erscheint so etwas nicht gerade spektakulär. Aber seid versichert – ich arbeite daran, um irgendwann sagen zu können: „Ging tagelang und habe keine Menschenseele getroffen!“ Und bis dahin begnüge ich mich mit dem brandenburgischen Umland von Berlin. (Was in Vergleich zu manch einer anderen Region in DE wie ein Ausflug ins menschenleere Patagonien vorkommen kann… na ja, mit ein bischen Fantasie.)

Mit Fußschmerzen und knirschenden Gelenken, nach ca 8 Stunden kam ich zufrieden zu Hause an. Auch wenn das Hühnerauge mich bedrohlich aus den Borneos erblickte, als ich die Schuhe auszog, so war das bestimmt nicht das letzte mal, dass ich über Brandenburg herfalle. Als nächstes ist die Märkische Schweiz ins Visier genommen worden. Natürlich nur, wenn eine lockerere Verschnürung an den Meindl eine Besserung im Tragekomfort mit sich bringt.

LG